Diesmal war es wirklich sehr spontan und ich hatte großes Glück. Beobachtet habe ich Simone Haacks Arbeiten bei Instagram schon länger. Nur ein kurzer Mailaustausch: Trotz weniger Zeit, würde sie mich gerne empfangen.
Denn Simone steckte inmitten der Vorbereitungen für die Art Karlsruhe, auf der sie von der Galerie Schmalfuß präsentiert wird.
Als Mensch, der sich intensiv mit Kunst beschäftigt, weiß ich, dass es sich nicht gut macht, den Begriff „schön“ zu verwenden. Und dennoch ist „Schönheit“ das Wort, was mich als erstes traf, als ich den Gemälden der Künstlerin gegenüberstand. Und schon saß ich Maus in der Falle.
Die junge Frau leuchtet und trägt einen Faschingshut. Aber ihr Blick durchforscht den Betrachter skeptisch. Wo ist die buntschillernde Partyfröhlichkeit?
„Mich reizt der Mensch als Wesen, als physische und psychische Existenz mit und in seiner Umwelt, mit all seinen Instinkten, Bedürfnissen, Emotionen und Beziehungen- im Verhältnis zu sich selbst, zu seinem Körper, zu Nahrung, zu Raum, zu Kleidung und zu seinen Mitmenschen und zu Tieren.“
Zitat der Künstlerin.
Der Sternenhagel besteht nicht nur aus einem Bild, vor dem dieses Mädchen sitzt. Vielmehr vereinnahmt das Muster die Beine des Mädchens, sie wird Teil des Gemäldes – ein Bild im Bild.
Zwillinge wie aus einem Tim Burton-Film, die Puppen in ihren Armen halten und selbst puppenstarr in die Ferne blicken. Das Mädchen mit goldenem Kleid und Haaren sehen wir auch auf dem nächsten Bild:
Die Haare versprechen Vitalität und doch umgibt das sitzende Kind etwas Geisterhaftes.

Haare sind ein wiederkehrendes Motiv in Simone Haacks Arbeit:
Und damit hat sich die Künstlerin ein mystisches Thema gesucht, das alle Kulturen seit Urzeiten unterschiedlich prägt. Von dem biblischen Samson, der ein langhaariger Kraftprotz war, dem Delilah die Haare abschnitt und damit seiner übernatürlichen Kraft beraubte. Über die Sikhs, deren Erkennungsmerkmal nur äußerlich der Turban ist – der aber nur das bändigt, was ihre Tradition vorgibt: Von Geburt an, werden die Haare der Sikh-Männer nie geschnitten. Bis hin zu dem Bubikopf der Zwanziger Jahre, in denen Frauen sich die Haare abschnitten und damit ihre Emanzipation ausdrückten, waren Haare immer ein Merkmal der Macht in der Gesellschaft.
Simone Haacks interessiert das Tierische im Menschen und das Menschliche im Tier. Und damit gibt sie ihrer Malerei ihren „Inneren Realismus“.
Zu sehen sind Simone Haacks Arbeiten derzeit auf der Art Karlsruhe bei der Galerie Schmalfuß und in der Kunsthalle Brennabor mit der Ausstellung: „Sekundenschlaf“, in Brandenburg (Havel) und bis zum 28.02.20.
Faszinierend: Das Sein hinter dem Schein! Heute entdeckt – ein großartig intimes Werk.
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