Ausschließlich Künstler*innen, die in Berlin leben, werden in der Ausstellung: „And Berlin will always need you“ im Gropius Bau gezeigt. Handwerkliche Prozesse, Produktionsbedingungen, Faszination am Material und ganz allgemein die „Reflektion der Geschichte des Gropius Baus als Ausstellungshaus“ zu erforschen, haben sich die Kuratorinnen: Natascha Ginwala und Julienne Lorenz auf die Fahnen geschrieben.
Ich war vor allem wegen Dorothy Iannone, die den Titel der Ausstellung prägt im Gropius Bau, aber dazu später.
Hier nur ein kleiner Vorgeschmack:
Denn erst wird man durch die anderen Räume geführt:
Textil- und Bekleidungsproduktionen werden durch Alice Creischer und Andreas Siekmann aufs Trapez gebracht.
Sie thematisieren die Entwicklung des Paradigmenwechsels in der Bekleidungsindustrie hin zum Neoliberalismus und der Globalisierung anhand der industriellen Arbeit in Argentinien. Die Wirtschaftkrise veranlasste die Arbeiter*innen der Brukmann-Fabrik die Bewegung: „Movimento Nacional de Empresas recuperadas“ ins Leben zu rufen. Erst wurde die Fabrik besetzt, dann selbständig von den Arbeiter*innen weitergeführt. Die Künstler*innen begleiteten diesen Prozess im Rahmen von Ex-Argentina – einem Ausstellungsprojekt zur Krise in Argentinien.
Warum diese Ausstellung im Gropius Bau zum Thema: And Berlin will always need you? Einerseits weil die Künstler*innen in der Hauptstadt leben und andererseits, weil Berlin Ende des 19. Jahrhunderts zur „Konfektionshauptstadt“ wurde.
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Vogelstimmen begrüßen mich, als ich den Raum, der von der koreanischen Künstlerin: Haegue Yang bespielt wird, betrete. Das Zwitschern entstammt dem Gipfeltreffen der Staatsoberhäupter aus Nord- und Südkorea in der DMZ (demilitarisierte Zone zwischen Süd- und Nordkorea). Die beiden Politiker bestanden darauf, dass die Tonaufnahme aus einer solch weiten Entfernung aufgenommen wurde, dass man lediglich die Vogelstimmen und vereinzelte Kamerageräusche hören kann. Man spürt den hintersinnigen Humor Haegue Yangs, der sich auch in der bizarren Installation des Raumes widerspiegelt.
Hypermodern anmutende Tapeten mit Wissenschaftlern, die etwas untersuchen, füllen die Wände aus. Davor stehen handgefertigte, an heidnische Kulte erinnernde Skulpturen, die sehr gut mit den Vogelstimmen harmonieren. Die Technik an den Wänden schweigt und arbeitet emsig vor sich hin.
Nicht zu vergessen sind die anderen partizipierenden Künstler*innen: Antje Majewski, Oliver Guesselé-Garai; Chiharu Shiota; Haris Epaminonda; Julieta Aranda; Katarina Sevic; Leonor Antunes; Mariechen Danz; Nevin Aladag; Olaf Holzapfel; Simon Wachsmuth; Theo Eshetu; Willem De Rooij
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Und jetzt zu meiner Queen: Dorothy Iannone:
„And Berlin will always need you“ entstammt einer Liedzeile eines Songs, den Dorothy Iannone an ihre Freundin Mary Harding 1977 schrieb.
Der ganze Raum ein einziges Fest: Kunterbunte Gemälde, Tarotkarten, ein bemaltes Klavier – überall tanzen nackte Körper einen märchenhaften Reigen. Frei von Scham und voller Zärtlichkeit leuchten die Vulven und Penisse der Menschen, mal eindeutig einer Frau oder einem Mann zuzuordnen, mal verschmolzen zu einem Mischwesen, der Betrachterin entgegen. Erotik und Naivität vermischen sich zu einem Geschlechterspiel, das bewegt und verzaubert.
And Berlin will always need you!
Gropius Bau
22.03.19 – 16.06.19
Berlin
Nice 👌👈
Tim Tobeler FAMILIENHELDEN Geschäftsführung Weddinger Weg 1 22149 Hamburg http://www.familienhelden.de
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