Besuch in der Evelyn Drewes / Galerie

Die Evelyn Drewes / Galerie ist nunmehr seit elf Jahren fester Bestandteil der Hamburger Kunstszene. Es wäre jedoch unzureichend den Radius der Künstler*innen, die Evelyn Drewes vertritt, auf die Hansestadt zu beschränken. Der künstlerische Schwerpunkt liegt auf der Malerei junger vielversprechender Künstler und Meisterschüler verschiedener Nationalitäten, die an deutschen Kunstakademien studiert haben.

_DSC2115Foto: Evelyn Drewes / Galerie

Ich besuchte Evelyn Drewes in ihren Räumen in der Hamburger Innenstadt, um mit ihr über ihren Weg zur Kunst und der Arbeit mit Künstler*innen und Sammler*innen zu sprechen.

_MGL9954Foto: Evelyn Drewes / Galerie

Dieser Blogbeitrag portraitiert eine Frau, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge Talente zu fördern und in die Kunstwelt einzuführen.

Erst einmal interessierte mich, wie Evelyn Drewes die Kunst für sich entdeckte:
Schon vor dreißig Jahren wurde ihre Leidenschaft für Kunst in Köln entfacht. Das bunte, lebendige Treiben der Galerieszene machte sie zur Sammlerin. Ihr erstes erworbenes Werk war eine „Banane“ hinter Plexiglas vom „Bananensprayer“ Thomas Baumgärtel.

Bananensprayeranonym, Bananensprayer, CC BY-SA 3.0
gefunden auf Wikipedia

Und damit hatte Evelyn Drewes intuitiv eine der ersten goldenen Regeln des Kunstkaufens eingehalten. Denn im Gespräch erzählte sie mir, dass sie ihren Kunden*innen immer ans Herz legt, dass das Bild, das sie erwerben, sie so gefangen nehmen sollte, dass sie es auch in den kommenden Jahren gerne um sich haben. Die „Banane“ hängt immer noch an Evelyn Drewes privater Wand.

Aus einer Sammlerin, wird eine Galeristin:
2008 war es dann so weit: Evelyn Drewes eröffnete ihre Galerie im geschichtsträchtigen Kontorhausviertel in Hamburg.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAArnoldius, Hamburg Sprinkenhof west, CC BY-SA 4.0
gefunden auf Wikipedia

Damals waren die Backsteinbauten rund um den Burchardplatz alles andere als hip. Das Chilehaus noch lange nicht Weltkulturerbe der Unesco. Aber eine erfolgreiche Galeristin braucht ein gutes, visionäres Auge. Und dieses konnte Evelyn Drewes mit der Wahl ihres Galeriestandortes schon damals unter Beweis stellen. Ihre erste Ausstellung präsentierte den Konzeptkünstler: Jan Petersen, der für die Ausstellungszeit mit Evelyn Drewes ein Kunstkaufhaus unter dem plakativen Titel: „Wer Kunst kauft, kommt in den Himmel“ präsentierte.
Ein Überraschungserfolg mit vielen Verkäufen, der die Galeristin dazu ermutigte, ihr Konzept: ausschließlich mit jungen, aufstrebenden Talenten aus den Akademien zu arbeiten, zu verwirklichen.

Ihr Herz schlägt nicht nur für die Kunst, sondern auch für die Menschen, die sie schaffen:
Evelyn Drewes erzählte mir von ihrem Verständnis dafür, dass es für die Künstler*innen ein Sprung ins kalte Wasser sei, wenn sie ihre Hochschulen verlassen. In der Akademie bewegen sie sich in einem geschützten Kreis. Werden sie in den Kosmos:  Kunst (der häufig marktorientiert und geschlossen agiert) entlassen, sind diese jungen Menschen oft anfangs verloren. Die Ateliersuche gestaltet sich gerade in den großen Städten wie Hamburg oder Berlin meist als schwierig. Und ihnen fehlen die Professor*innen und Kommilton*innen als Korrektiv. Genau deswegen macht sich Evelyn Drewes auf den Abschlussveranstaltungen der Kunsthochschulen auf die Suche nach den Künstler*innen mit Potential, um mit ihnen gemeinsam daran zu arbeiten, sich in der Kunstwelt zu etablieren. Den Schwerpunkt legt die Galeristin auf figürliche, gegenständliche Malerei.

IMG_3027Foto: Evelyn Drewes / Galerie

Weiter sprach ich mit Evelyn Drewes über den Wert von Kunst und der Arbeit mit Sammler*innen:
In ihrer Haltung ist die Galeristin glasklar. Es geht nicht um eine dekorative, kommerzielle Vermittlung von Kunst, die dem Sammler eine hohe Rendite verspricht.
„Ich verkaufe keine Wandaktien“.
Und die erworbenen Werke sollen auch nicht in Depots verschwinden, sondern Teil des Lebens der Sammler*innen werden.
Jede Sammler*in sollte sich die Frage stellen, ob sie die Werke auch noch in den nächsten Jahren um sich herum schätzt und ansehen mag. So wie Evelyn Drewes sich immer noch an dem „Bananenspraybild“ von Thomas Baumgärtel erfreut.

Was würde Evelyn Drewes jungen, aufstrebenden Galerist*innen raten?

evelyn drewes-silke tobeler

Als erstes solle man sich fragen, ob man all die Skills beherrscht, die dieser komplexe Beruf mit sich bringt. Neben dem ästhetisch geschulten, guten Auge, sollte man Menschen führen können. Sanft, aber klar. Man braucht ein betriebswirtschaftliches Verständnis und sollte Logistikaufgaben (die gerade im Bereich Kunst besonders heikel sind) beherrschen.
Aber das Galeriegeschäft ist eigentlich kein Beruf, sondern vielmehr eine Berufung.
Im Grunde genommen steht das ganze Leben im Dienst der Kunst, wenn man sich dafür entschieden hat und darin erfolgreich sein will.
Evelyn Drewes Vorbild ist der unprätentiöse Galerist: Judy Lybke, der mit seiner Galerie: EIGEN + ART die Leipziger Schule in den internationalen Fokus gerückt hat und damit den großen Kunsthype: die Entdeckung der Ostkünstler*innen nach Deutschland manövrieren konnte.
Auch Lüpke ist es ein Anliegen, Nachwuchskünstler*innen zu zeigen und nicht nur die großen Sterne des Kunsthimmels, die er vertritt.

Die letzte Frage, die ich Evelyn Drewes stellte, war mir ein besonders Anliegen und die Galeristin beantwortete sie knapp und klar.
Frage: „Was würdest du Künstlerinnen raten?“
Antwort: „Man kann den Mädels nur zurufen: Dranbleiben!“

Und genau darin findet man die Essenz der Galeristin Evelyn Drewes:
Sein Ziel verfolgen, no matter what.

Glücklich, welche Künstler*innen es unter ihre Fittiche schaffen. Und glücklich die Sammler*innen, denen sie das Herz der Kunst zeigt.

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